Warum gibt es manchmal Nordlichter?
Letzte Woche waren Mika und ich im Urlaub in Finnland. Als es abends dunkel wurde, haben wir uns an einen großen See mitten im Wald gesetzt, um Sterne anzuschauen. Und dann ist es plötzlich passiert: Der Himmel hat angefangen zu leuchten. Erst war es ein schwacher Schein, später wurden die Lichter richtig grün und rot und haben sich sogar bewegt. Was ein Spektakel! Dieses Phänomen heißt Aurora Borealis, oder auch Nordlichter. Mika und ich haben so etwas auf jeden Fall noch nie gesehen. Ganz aufgeregt sind wir am nächsten Abend wieder an den See gegangen. Der Himmel war sternenklar, die Luft eisekalt. Und da saßen wir und warteten auf die Nordlichter. Aber passiert ist nichts. Nicht ein kleinster Schimmer grünes Licht. Warum gibt es denn nicht jeden Tag Nordlichter? Und warum haben wir so etwas in Deutschland noch nicht gesehen?
Hannah, die neben uns am See saß und schon vorher viele Nordlichter gesehen hatte, konnte es mir erklären. „Ob und wo wir Nordlichter sehen, hat vor allem mit der Sonne zu tun“, sagte sie. „Die Sonne ist nämlich ein sehr dynamischer und energiereicher Ort. Manchmal gibt es Ausbrüche auf der Sonnenoberfläche und ganz viele winzige, geladene Teilchen werden in den Weltraum und auch Richtung Erde gespuckt. Die Teilchen, meistens Protonen und Elektronen, nennt man auch Sonnenwind.“ Achso, und weil die Sonne eben nicht jeden Tag Teilchen Richtung Erde schleudert, kommen sie nicht jeden Abend zuverlässig bei uns an. Das ergibt Sinn.
Aber wie denn jetzt aus winzig kleinen, unsichtbaren Teilchen so wunderschöne Lichter würden, wollte ich von Hannah wissen. „Die superschnellen Teilchen von der Sonne stoßen in der Atmosphäre mit den Luftteilchen zusammen und übertragen einen Teil ihrer Energie, ähnlich wie beim Autoscooter fahren. Die Luftteilchen können diese zusätzliche Energie aber nicht lange behalten und geben sie wieder ab – in Form von Licht. Und je nachdem, mit welchen Luftteilchen der Sonnenwind zusammenstößt, können unterschiedliche Farben entstehen. Für das Grün von gestern ist zum Beispiel Sauerstoff zuständig.“ Dann waren es ja gar nicht die Sonnenteilchen, die am Tag zuvor geleuchtet hatte, sondern unsere Atmosphäre. Wie cool!
Aber eine Frage beschäftigte mich immer noch sehr. Warum passiert das nur im Norden der Erde, und nicht bei uns in Leipzig? Aber auch darauf hatte Hannah eine Antwort: „Dafür ist das Magnetfeld der Erde verantwortlich. Die Teilchen, die die Sonne ausspuckt, haben eine Ladung und werden von dem Magnetfeld der Erde an die Pole gelenkt und treten erst dort in die Atmosphäre ein. Wenn der Sonnenwind besonders stark ist, kann es sein, dass die Teilchen auch weiter südlich ankommen und mit der Atmosphäre stoßen und wir sogar in Deutschland Nordlichter sehen können.“ Leider passiert das ja nur ganz selten. Zuletzt erzählte Hannah, dass es auch am Südpol Nordlichter geben würde, nur da hießen sie dann Südlichter oder Aurora Australis. Aussehen täten sie aber absolut gleich. Zu unserer Enttäuschung kam an diesem Abend kein Sonnenwind mehr an, der für Nordlichter über unseren Köpfen sorgte. Dafür wissen Mika und ich jetzt, dass wir ruhig auch zuhause mal in den Himmel schauen sollten, vielleicht haben wir ja Glück, dass die Nordlichter mal in Deutschland vorbei schauen.