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Wie entsteht Nebel?
Um 5 Uhr klingelte heute Morgen der Wecker – das war wirklich früh, aber ich wollte unbedingt zum Bootfahren auf dem See, um der Natur beim Aufwachen zuzusehen. Mika und ich packten unseren Rucksack und Essen für ein Picknick.
Als wir aus dem Haus gingen, war es noch ziemlich kalt. Aber ich wusste, dass es an diesem Sommertag im Laufe des Tages wieder schön warm werden würde, so wie die letzten Tage. Sophie wartete draußen schon auf uns und gemeinsam radelten wir los.
Je näher wir dem See kamen, desto mehr wunderte ich mich, dass ich das Wasser gar nicht klar sehen konnte. Eine weiße Schicht schwebte über dem See – das musste Nebel sein! „Komisch”, sagte ich, „Ich habe im Sommer noch nie Nebel über dem See gesehen.” Sophie nickte und meinte: „Ich auch nicht. Diese Art von Nebel ist im Sommer eher selten und wenn, dann gibt es ihn nur in den frühen Morgenstunden, so wie jetzt, oder spät abends. Das heißt wohl, dass wir beide sonst nicht so früh wach sind.” Das machte mich neugierig und ich fragte: „Heißt das, dass es unterschiedliche Arten von Nebel gibt? Worin unterscheiden sie sich und wie entsteht Nebel überhaupt?”
„Genau Mia, es gibt mehrere Arten von Nebel. Allgemein ist es so, dass Nebel dadurch entsteht, dass die Luft am Boden bis zu einer bestimmten Temperatur abkühlt. Diese nennen wir den Taupunkt. Hier beträgt die Luftfeuchtigkeit genau 100% und der Wasserdampf, der in der Luft enthalten ist, wird zu kleinen Wassertröpfchen – er kondensiert. Diese Tröpfchen sind so groß, dass sie das Licht, das durch sie hindurch scheint, in verschiedene Richtungen ablenken. Das Licht wird gestreut und zwar alle Farben des Lichts ungefähr gleich viel, wodurch wir die Tröpfchen als weiß oder grau wahrnehmen.“
Ich erinnerte mich daran, dass Josh mir vor zwei Wochen das gleiche Phänomen mit dem Licht erklärt hatte, während Mika und ich Eis essen waren und es anfing zu hageln. Damals ging es darum, warum Hagel durchsichtig und Schnee weiß ist.
„Das ist ja wie bei einer Wolke”, sagte ich, „Also ist Nebel eine Wolke, die auf dem Boden ist anstatt oben im Himmel?”
„So ist es! Das Wort Nebel im Altgriechischen bedeutet sogar Wolke. Und genau wie es unterschiedliche Arten von Wolken gibt, gibt es auch unterschiedliche Nebelarten. Der Nebel, den wir hier über dem See sehen, wird auch Verdunstungsnebel genannt. Er ist dadurch entstanden, dass Wasser aus dem See verdunstet und der Wasserdampf aufgestiegen ist. Da es heute Morgen so kalt ist, ist diese Luft abgekühlt und der Wasserdampf kondensiert – Wassertröpfchen sind entstanden. Es gibt aber auch noch andere Nebelarten, zum Beispiel Warmluftnebel, Wolkennebel, Hebungsnebel und einige mehr. Sie unterscheiden sich in ihrem Entstehungsort, der Art der Abkühlung, der Feuchte und der Bewegung der Luft.”
Ich freute mich, dass ich jetzt wusste wie Nebel entsteht. Allerdings war ich auch ein wenig traurig über den Nebel, da ich mich so auf das Bootfahren auf dem See gefreut hatte und jetzt konnte ich gar nicht das klare Wasser sehen. Da sagte Sophie: „Übrigens kann Nebel sich auch schnell wieder auflösen. Wenn es im Laufe des Tages wärmer wird, verdunsten diese Tröpfchen wieder und der Nebel löst sich auf. Deswegen ist es auch so selten, dass wir im Sommer Nebel sehen. Es ist meistens zu warm. Für uns heißt das, wenn es gleich wärmer wird, verdunsten die kleinen Wassertröpfchen unter der warmen Temperatur wieder und der Nebel verschwindet.”
Gerade als Sophie das sagte, erreichten wir die Stelle, an der das Boot festgemacht war. Wir stiegen ein und ruderten los. Es war unheimlich schön. Wir hörten keine anderen Geräusche außer dem Zwitschern der Vögel und ich genoss es, dass ich diese seltene Art von Nebel im Sommer heute sehen konnte. Manchmal lohnt es sich wohl, so früh aufzustehen. Morgen werde ich trotzdem erstmal wieder ausschlafen.
Text: Sophie Vliegen, Illustration: Patrizia Schoch