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Warum ist Schnee weiß, wenn Eis doch durchsichtig ist?
Obwohl es heute nicht besonders heiß war, hatte ich trotzdem Lust auf Eis. Also gingen Mika und ich in unser Lieblingscafé, um uns eine große Kugel Stracciatella zu gönnen! Wir hatten uns gerade hingesetzt, als der Himmel plötzlich dunkel wurde und uns ein Sommergewitter überraschte. Wir drängten uns schnell unter die große Markise des Cafés, als es anfing zu regnen und sogar zu hageln!
Ich hob eines der kleinen Hagelkörner vom Boden auf. Es sah aus wie eine winzige, klare Glaskugel. Während ich die Schönheit des Hagelkorns bewunderte, fiel mir eine Frage ein, die mich seit dem Winter beschäftigte. „Mika“, flüsterte ich, „Warum ist dieses Hagelkorn durchsichtig, aber Schnee ist weiß? Beides ist doch nur gefrorenes Wasser, oder?“ In diesem Moment sagte eine freundliche Stimme: „Das ist eine fantastische Frage!“ Wir schauten auf und sahen einen Mann am Nebentisch sitzen, der sich als Josh vorstellte. Er erzählte uns, dass er Wissenschaftler sei und uns gerne das Rätsel erklären würde.
Josh erklärte, dass das alles mit Sonnenlicht zu tun hat. Sonnenlicht sieht weiß aus, besteht aber eigentlich aus allen Farben des Regenbogens, die miteinander vermischt sind. Ein durchsichtiges Hagelkorn oder ein Eiszapfen ist wie ein glattes Fenster. Das Licht kann direkt hindurchscheinen, sodass es für uns klar aussieht. Aber Schnee, sagte er, ist ganz anders. Er ist kein fester Eisblock. Er besteht aus Millionen winziger, klarer Eiskristalle, die alle durcheinander liegen, in zufällige Richtungen zeigen und zwischen denen sich viel Luft befindet. Wenn Sonnenlicht auf eine Schneeflocke trifft, ist es, als würde sich das Licht in einem Labyrinth verlieren! Es prallt von einem winzigen Kristall zum nächsten und streut in alle Richtungen. Da keine der Farben gefangen wird, prallt der gesamte Regenbogen aus Licht direkt zurück in unsere Augen. Und wenn unser Gehirn alle Farben auf einmal sieht, sagt es einfach: „Das ist weiß!“
Dann erzählte Josh uns etwas ganz Tolles: Dieser Trick funktioniert auch bei anderen Dingen! Er sagte, dass das Fell eines Eisbären eigentlich gar nicht weiß ist. Jedes Haar ist ein durchsichtiges, hohles Röhrchen. Genau wie bei Schnee wird das Licht im Inneren aller Haare reflektiert und kommt weiß wieder heraus. Und unter all dem „weißen“ Fell ist die Haut eines Eisbären eigentlich schwarz! Gerade als er seine Erklärung beendet hatte, hörte der Regen auf und die Sonne kam heraus. Es ist schon komisch, wie ein plötzliches Sommergewitter und eine Kugel Eiscreme dabei helfen können, ein Winterrätsel zu lösen.

Text: Joshua Müller, Illustration: Patrizia Schoch, Übersetzung: Sophie Vliegen