Was ist Glatteis und warum ist es so gefährlich?
Weil ich die Farben der Blätter gerade so hübsch finde, bin ich gestern noch einmal mit dem Rad auf dem Weg zur Schule durch den Clara-Park gefahren. Am Abend hatte es geregnet, aber jetzt schien die Sonne und es duftete toll nach Herbst. Trotzdem war es ziemlich kalt, brrrr!
Als ich über die Sachsenbrücke gefahren bin, lief plötzlich ein Eichhörnchen über die Straße und ich musste deswegen bremsen. Dabei begann mein Hinterrad zu rutschen und ich stürzte fast. Mika musste sich am Fahrradkorb festklammern, um nicht herauszufallen. Zum Glück tragen wir beide immer einen Helm!
Ich blieb kurz stehen, um mich von dem Schreck zu erholen. Als ich zu der Stelle, wo ich gebremst habe, zurück schaute, sah ich dort einen Fleck dunkles Eis auf der Straße. „Merkwürdig!”, dachte ich. „Eis hier in der Sonne und dabei ist noch nicht einmal Winter.” Nils, der gerade über die Brücke lief, kam zu mir und fragte, ob alles in Ordnung ist. „Ja, es ist nichts passiert.”, sagte ich zu ihm. „Gut, dass du so vorsichtig gefahren bist.”, sagte er.
Ich weiß, dass Nils am Leipziger Institut für Meteorologie arbeitet. Deswegen fragte ich ihn gleich, wo dieses Eis herkommen könnte. „Das ist Glatteis.”, sagte er. Glatteis – Dieses Wort habe ich auf jeden Fall schonmal gehört, im Radio bei der Verkehrsdurchsage zum Beispiel.
Er erklärte weiter: „Gestern hat es ja geregnet und die Straßen und Wege sind ganz nass geworden. Dann sind die Regenwolken verschwunden. Du hast ja schon gelernt, dass es dann über Nacht schnell kälter wird.”
Stimmt, Sebastian hat mir neulich hier erklärt, dass in wolkenlosen Nächten der Boden besonders viel Wärme abgibt und abkühlt.
„Genau das ist letzte Nacht passiert. Dabei ist die Temperatur an manchen Stellen wie hier auf der Sachsenbrücke sogar unter 0°C gefallen. Das ist der Punkt, an dem Wasser anfängt zu gefrieren. Deswegen ist hier aus dem Regenwasser Eis geworden. Dieses Eis kann dann sehr rutschig werden, zum Beispiel, wenn es wieder anfängt etwas zu tauen.”
„Ah – wie jetzt wo die Sonne wieder scheint.”
„Ganz genau! Dann kannst du leicht mit deinem Fahrrad ins Rutschen kommen. Das gilt aber genauso auch für Autos und Leute, die zu Fuß unterwegs sind. Weil diese Eisschicht ganz dünn ist, wirkt sie sehr dunkel und man kann sie schnell übersehen. Das macht Glatteis wirklich gefährlich!”
„Und warum ist das nur hier auf der Brücke passiert?”, fragte ich weiter.
„Es gibt Plätze, die stärker abkühlen als andere.”, antwortete Nils. „Brücken zum Beispiel können Wärme nach oben und unten abgeben. Deswegen kühlt die Straße darauf schneller ab als an anderen Orten. Aber auch auf Straßen im Wald oder in den Bergen passiert das öfter, denn dort ist es generell etwas kühler. Oft warnt ein Schild mit einer Schneeflocke vor Orten, wo das besonders häufig passiert. Achte am besten auf solche Schilder, wenn du mit dem Rad unterwegs bist.”
Genau das werde ich ab jetzt machen!
Text & Bild: Nils Pfeifer, Illustration: Patrizia Schoch